Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen oder welche Rolle spielt der „Greece Way of Food“ für mich
Als ich 2009 zum ersten Mal Amorgos, meine Insel, betrat war ich von den Essgewohnheiten und auch was meine Erwartung betraf Tourist wie jeder andere irgendwo in Griechenland. Gewöhnt an große Portionen in griechischen Restaurants in Deutschland mit Fleischmengen, die kaum jemand essen kann. Qualität bestimmt nicht unbedingt griechisch, eben eingedeutschte griechische Küche.
Kochen ist eine meiner Leidenschaften und ich hasse Masse statt Klasse. Wobei Klasse nicht teuer sein muss. Es gehört einfach dazu beim Bereisen eines Landes auch die dort typische Küche kennen zu lernen. Wer in Italien eine Haxe braucht oder in der Türkei ein Schnitzel, der ist zu bedauern, welche unvergleichliche Eindrücke entgehen ihm doch. Von meinen griechischen Freunden habe ich gelernt, dass das Verweilen an einer reich gedeckten Tafel inmitten von Freunden nicht alleine der Sättigung dient sondern die Sättigung nur Teil der Abendgestaltung mit Musik und Spaß beim Zusammensein ist. Das Essen von der Abendgestaltung zu trennen, diesen Stress machen sich nur wir Deutschen.
Die Griechische Küche ist so vielfältig wie das Land selbst. Und doch gibt es auch für einen Deutschen die Möglichkeit, seine griechischen Freunde mit Ihnen unbekannten Speisen zu überraschen und zu verführen, andere Gewürze einzusetzen, handwerklich anders zu arbeiten in der Küche. Eine „πράσινα φασόλια, λαχανικά“ sprich Grüne - Bohnen - Gemüse mit einer Mehlschwitze und geriebenem Bohnenkraut hat selbst meinen Freund Samir in der Küche von Nikos‘ Taverne auf Amorgos in Verzückung versetzt. Na und Thüringer Klöße mit Rinderroulade essen meine Freunde auch gerne. Genauso neugierig bin auch ich im Umgang mit griechischer Küche. Die Mutter unseres Paters Emmanuel und Pater Emmanuel selbst sind sehr gute griechische Köche. Gespannt höre und schmecke ich bei jeder Gelegenheit von deren Kochkunst. Es ist mir ein Fest mit meinem Freund Stephanos in der Küche zu stehen, einer lernt vom Anderen und sehr oft ist es die Küche der einfachen Leute, die kulinarische Überraschungen bereithält. Mein Freund Kostas vom Melilotos in Athen hat mir vor Jahren ein Kochbuch der Mönche von Athos geschenkt. Die Beschäftigung damit offenbart eine eigene Welt des guten vegetarischen Geschmacks. Oder am Abend vor dem Fest der heiligen Sophia vor Lagkadas ältester Taverne zu sitzen und zuzusehen und zu riechen wie das Festessen für den nächsten Tag entsteht, gekocht in großen Kesseln über offenem Holzfeuer, das ist genauso schön wie das Fest selbst. Ihr seht ich sauge griechische Kochkunst aus allen mir zur Verfügung stehenden Quellen und doch besteht mein kulinarisches Spektrum nicht nur aus deutscher und griechischer Küche, das wäre auch zu schade…
Na und wenn die Fastenzeit rum ist muss ich doch mal wieder in die „Taverna Odyssee“ am Sterndamm. Dort bin ich gerne.