Mein magisches Dreieck
oder
von Berlin über das Kloster der Panagia Chozoviotissa (Amorgos) zum Agion Oros (Athos)
Für meine Filareti, meine geliebte Gattin, die mich immer wieder losziehen lässt auf meiner Suche nach mehr Spiritualität im Glauben, die ich auch dafür nach über 30 Jahren noch liebe wie am ersten Tag. Nein noch viel mehr! Liebe Filareti! Diese Zeilen sollen Dir die Möglichkeit geben, mich auf meinen Pilgerfahrten ein wenig zu begleiten.
Vorwort
Athos –Reisen? Wen interessiert das schon? Da gibt es doch schon hunderte Berichte, glaubst Du ausgerechnet dein Bericht interessiert jemanden?
Diese Fragen habe ich mir natürlich auch schon gestellt.
Zunächst habe ich dieses Buch gar nicht geschrieben, um ein breites Publikum anzusprechen. Vielmehr schreibe ich diesmal für mich, gerne für Freunde, die es interessiert wie meine Reisen verlaufen sind. Freuen würde es mich, falls sich irgendwann mal meine Enkel dafür interessieren, wer Ihr Großvater ist oder halt gegebenenfalls war. Opa? Ich mag Großvater als Wort einfach mehr, Filareti ist ja auch meine Gattin und nicht meine Ehefrau. Smile.
Und es sind für mich eben nicht nur einfach Reisen. Es sind Pilgerfahrten, auf denen ich nach mehr Spiritualität, auf mehr Tiefe im Glauben suche.
Zielbestimmung. Ich habe beschlossen zu Pilgern. Alleine.
Erstens. Ich möchte zunächst das Kloster der Panagia Chozoviotissa auf Amorgos, meiner geliebten Insel, besuchen und dort Einkehr halten. Dorthin zu Freunden möchte ich meine erste Pilgerfahrt machen.
Zweitens. Großes (Pilger)Ziel soll ein erster Besuch auf dem Heiligen Berg dem „Agion Orous“, also in der Mönchsrepublik sein.
Kapitel 3
Efraems Pilgerreise nach Amorgos ins Kloster der Panagia Chozzoviotissa im Februar 2018
...
9:30 Uhr Parkplatz unterhalb des Klosters, ich sage Kolokotronis „adio“ und gehe durch das Türchen unterhalb der Treppen zum Kloster. Jetzt wird es ernst. Ich verabschiede mich von Filareti mou…das fällt mir schwer.
Sooo lange waren wir in knapp 29 Jahren noch nicht getrennt. Und schon gar nicht mit „Funkstille“. Schnief! Ob ich das so hinkriege?
Die Treppen hinauf zum Kloster geben mir Gelegenheit, mich auf das Bevorstehende einzustimmen.
10:00 Uhr bin ich oben am Kloster. Über mir das Kloster und die hohe Felswand, 300m unter mir das unglaublich blaue Meer. Ein magischer Ort. Die Stimmung nimmt mich gefangen. Anspannung und Vorfreude auf das Kommende! Still liegt der massive Baukörper vor mir. Auf dem Grundbaukörper mit Wohnzellen, Schatzkammern und anderen Räumen stehen auf der einen Seite die Kirche mit Nebenräumen und auf der anderen Seite schließen sich nach Süden hin das Küchengebäude, die Räume des Abtes und zuletzt das WC/Dusche an.
Aber keiner macht auf und keiner hört mein Klopfen und Rufen im Treppenhaus!
Lektion 1 = Geduld Efraem, Geduld!
Um 11:00 Uhr laufe ich dann aber lauf schreiend „Efraem iene eso, Efraem ist hier!!“ um das Kloster. Naja sind ja nur 3 Ecken wegen der Felswand. Siehe da! Geht doch! Oben guckt ein Kopf aus einem Fensterchen…A Efraem…Perimenete!! Perimenete! Ich werde von Pater Theofilos herzlich begrüßt, bekomme Kaffee, Wasser und dann mein Bett. Ein eigenes Stübchen mit Blick auf den „Krokodilskopf“ (ein Felsen in der Bucht, der genauso aussieht).
...
Teelicht angezündet, ich liebe dieses safte warme Lichtlein. Wecker gestellt und dann Augen zu.
Ich schrecke irgendwann hoch, weil einer an meinem Bettzeug zerrt, aber da ist gar keiner! Nur ein Gewitter hängt über uns in der Felswand und es kracht und scheppert! Die Nerven..smile! Später tippt mich einer auf die Schulter und na klar, wieder keiner da! Aber das tue ich schon wie ein alter Klosterbruder ab. Die Nerven, die Nerven!
Bim! Bim! Die Glocke ruft! Es ist 2:50 Uhr. Einen Schluck Wasser trinken und dann los. Auf in die Kirche!
Die Kirche ist in schummriges Licht getaucht….Die ewigen Lichter brennen mit Gelb-Rotem Schein. Ein paar Kerzen sind an. Sonst nur die Lampe über dem Drehpult. Die Stimmung nimmt mich gefangen! Ich bin hell wach und ein wenig aufgeregt. Habe ich doch keine Ahnung wann meine Einsätze sind mit „Vater unser“ und „Glaubensbekenntnis“…
Die Gebete und Gesänge tragen mich durch die Nacht. Pater Theofilos, Pater Filaretos und Babis am Pult und Pater Spirdon am Altar wechseln sich routiniert ab. Wer gerade nicht dran ist kann sich etwas erholen. Aber keiner verpasst seinen Einsatz und auch ich werde immer rechtzeitig zu meinem Part dazu geholt. Irgendwann wird es grau nach 6 Uhr und gegen halb 8 begrüßt uns „Klärchen“, die Sonne, durch die kleinen Fenster. Jetzt ist die Stimmung fast festlich zum Finale…Zum Schluss läuten die Glocken. Das war der erste Nachtgottesdienst in meinem „jungen Christendasein“. Wow!! Ich bin nicht müde, eher euphorisch!
5 Stunden waren geplant aber wir haben mal eben 40 Minuten länger gebraucht… Mit dem heiligen Brot (Antidoron) in der Hand gehe ich auf den Hof hinaus und schaue über das tief blaue Meer in den neuen Tag. Ich brauche 2-3 Minuten alleine. Das Alles hier macht etwas mit mir!
Babis steht dann neben mir. „Komm lass uns Kaffee trinken!“ „Nai, pame! Ja gehen wir!“ Habe ich schon mal besseren Kaffee getrunken?
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Nach dem Essen begebe ich mich in meine Zelle und schlafe dieses Mal ruhig und tief. Mein innerer Wecker ist vor dem Handy wach! Schnell frisch machen und auf’s Klo vor dem Gottesdienst. Es begegnet mir der freundlich grüßende Pater Theofilos mit wehenden Haaren und im Unterhemd. Als ich aus dem WC trete und meine Augen richtig offen sind, erschlägt mich ein Himmel, wie ich Ihn noch nie gesehen habe. Vielleicht bin ich heute etwas rührseelig aufgelegt aber mir schießen die Tränen in die Augen. Das ist echt ein Geschenk! Und über mir auf dem Treppchen ist plötzlich und unverhofft die Stimme von Pater Spiridon: „Nai, nai, Astra iene megali omorfie, ja ja der Himmel ist wunderschön!“
So gehe ich mit „Pippi in den Augen“ in die Kirche.
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Kapitel 4
Auf zum Agion Oros!
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Wie erlebe ich meinen Aufenthalt hier auf dem heiligen Berg? Was macht das alles hier mit mir? Nun, zunächtst muss ich dem Leser noch einmal erklären, dass ich der in Griechisch gehaltenen Liturgie (in Berlin gibt es auch in Deutsch gehaltene Passagen) nur sehr eingeschränkt folgen kann. Was zunächst wie ein Nachteil aussieht, ist es meiner Meinung nach nicht. Ich besitze eine übersetzte Liturgieschrift, in welcher ich jederzeit lesen kann und die mich auch oft zum Gottesdienst begleitet. Hier aber möchte ich nicht „verkopft“ unterwegs sein. Ich möchte nur einfach Glauben und Fühlen. Dieses Glauben und Fühlen trägt mich nicht nur durch die Gottesdienste, es begleitet mich hier auf Schritt und Tritt. Dieses Land hier, der Garten der Panagia atmet eine Reinheit aus, die permanent zu spüren ist. Oberhalb des Klosters in ca. 100m Entfernung am ansteigenden Weg Richtung Schiffsanleger befindet sich ein hübscher Pavilion. Dieser lädt zum Verweilen ein. Einige osteuropäische Pilger wollten mich hier auch zum Trinken irgendeines Wodkas einladen. So etwas vermag ich hier auf meiner Pilgerfahrt nicht zu trinken! Nein ich bin hier gerne alleine und blicke über die alt ehrwürdige Klosteranlage. Und dann kehren meine Gedanken immer wieder zu mir selbst zurück. Ich kann hier sehr selbstkritisch in mich gehen. Kann mir bewusst werden wie weit ich noch von einem perfekten Christen entfernt bin. Merke deutlich wie viele Defizite ich in Glaubensfragen noch habe. Und doch fühle ich mich hier Gott sehr nahe. Ein Gefühl als sei man in einer riesigen Kirche…aber ja…der Vergleich hinkt nicht. Bin ich doch hier im Garten der Panagia, hier lebt man nur für seinen Glauben. Ich bin wieder und wieder froh alleine zu Pilgern. Ich brauche diese Möglichkeit der permanenten Zwiesprache mit Gott. Eine Gruppe würde mich zu sehr ablenken. Liege ich nachts im Bett so ranken sich meine Träume hier intensiv um mein Leben als Christ, als Mensch der nicht perfekt sondern schon ein Sünder ist, der oft schwach wird und an sich arbeiten muss. Das Alles liegt hier offen und klar im Geiste vor mir. Einkehr zu mir selbst!
Ich hoffe diese Auszüge aus meinem Buch "Mein magisches Dreieck" machen Lust auf mehr.
Feedback, Fragen und gerne auch Lesungsanfragen gerne unter Kontakte.
Bodo Efraem Danz